TSV 1859 Wehrsdorf e.V.

„Das ist wie 10.000 Meter laufen und dabei Schach spielen.“
(Karin Schmalfeld, Silbermedaille World Games 2005)

Nachdem Josef, Per, Sebastian D., Harry und ich Mitte März in 2 Teams am 1.Lauf des 4-LC in der vom Wind arg gebeutelten Dübener Heide im sachsenanhaltinischen Flachland teilgenommen und uns allesamt recht wacker geschlagen hatten, stand Ende Juni die Frage fährt irgendwer mit mir den Elbtal-MTBO.
Laut Ausschreibung vom ESV Dresden sollte das WKZ nahe Bad Gottleuba und damit das Wettkampfgebiet mit der Festung Königstein im Norden bis zur tschechischen Grenze im Süden und dazu sowohl west- als auch östlich der A 17 liegen! Außerdem war die Wettkampfdauer auf 5 Stunden Fahrtzeit angesetzt!
Mit dem Wissen um die dort bevorstehenden Bergstrapazen startete ich die Umfrage im „Jugendteam Oberlausitz“, dem Familienteam (mind. 1 Fahrer höchstens 14 Jahre/ 1 Fahrer über 18), aber weder Josi noch Per wollten sich das am 1. Ferientag antun, stattdessen hatte Cathleen die Idee Ihren Basti mit mir als Herrenteam an den Start zu schicken, dafür Per mit zum Campen zu nehmen. Da Harry bei der Master-WM in Budapest weilte, meldete ich uns kurzerhand als „Radbummler Oberlausitz“ an, wobei ich der regelkonforme Ersatzfahrer für Harry wurde.
Auf welch übergroße Fußstapfen oder sagt man hier besser welch extrabreite Reifenspuren werd ich mich da wohl begeben?
Dass es aber mit der ausgeschriebenen Ultralang-Sachsenmeisterschaft für 2er-Teams knapp werden würde, wurde beim Blick aufs Starterfeld schnell klar!
Bei herrlichem Sommerwetter und gut gerüstet fuhren wir am Morgen des 30.06.2018 Richtung Elbsandsteingebirge ins Örtchen Bahra.
Als uns auf der Höhe kurz hinter Sebnitz „Meister Klawun“ radelnd entgegenkam, war uns klar, am Wettkampfort treffen wir diesmal nur die Härtesten, es sei denn, die sind mit in Ungarn!
Im WKZ auf dem Gelände der idyllisch gelegenen Wanderherberge „Am Teich“ herrschte schon reges Treiben und obwohl die Parkmöglichkeiten scheinbar begrenzt waren, fanden alle irgendwie ausreichend Platz um ihre Wettkampfvorbereitung zu zelebrieren!
Basti schraubte sein neues Bike fertig, pfiff sich die restliche Pizza vom Vorabend rein, die gekochten Eier wurden brüderlich geteilt, ich sicherte meinen SI-Chip, hatte ja mal schlechte Erfahrungen gemacht!Moment, der abwesende Kapitän „Old Harry“ schreibt: „Nur große Wege fahren!“.
So, Getränke verstauen, Kartenhalter befestigen und los!
Kurz hinterm Start brüteten dann die Teams erst mal über den „quadratmetergroßen“ Karten (DIN A2/ 1:40.000), um die Route zu besprechen. Mein Freund, der Plan!
Nach ein paar Kilometern, ich glaube, wir wollten die Runde am Zeisigstein beginnen, planten wir um und fuhren doch erst zur „Benno-Höhle“ (Posten 26), fanden die auch recht schnell, wobei die letzten 100 m bis zu der am Eingang versteckten SI-Einheit zu Fuß gekraxelt werden mussten! Fragende Blicke von zahlreichen Wanderfreunden inklusive. Dort trafen wir auch unsern Vereinskameraden Jungi mit Carol C. alias „Die Entspannten“ wieder. Die kamen schon vom Zeisigstein und hatten einen andern Plan. Hätten wir in der Aufregung vorher die technischen Hinweise oder die umfangreiche Postenbeschreibung genauer gelesen, wären uns die möglichen Zusatzpunkte beim Abfahren der Kleinen oder Großen Höhlentour vielleicht eher aufgefallen!
„Mächtig gewaltig, Jungi!“ Danke, dass Du uns die Augen geöffnet und ein paar Kilometer ins Schlepptau genommen hast. So fuhren wir auf dem Weg zur nächsten Höhle gemeinsam zum Lampertsstein (Posten 24). Um bei deren Tempo allerdings nicht plötzlich ohne sie und orientierungslos im Wald zu stehen, beschlossen wir dann doch unsere Fehler wieder selbst zu machen! Dünne Waldwege auf einer Karte von 2012 als abkürzende Schussfahrt ins Tal nutzen zu können stellte sich prompt als töricht heraus und endete so wie der Weg plötzlich! Bissel Fuß-OL zur Abwechslung, was soll’s? Wohl dem, dessen Marschgepäck aus Carbon besteht!
Irgendwie fanden wir uns dann doch aus diesem Wald heraus und an der „Steinernen Scheune“ (Posten 4) in unmittelbarer Nähe der „Pfaffensteine“ wieder.
Der nächste Posten (23) auf unserer vorerst „Kleinen Höhlentour“, der „Diebskeller“ am „Quirl“ würde bei Erreichen schon 100 Punkte extra bedeuten! Die Fahrt dahin war dann mal relativ kurz, die letzten Meter aber über einen schmalen, steilen und steinigen Wanderweg recht beschwerlich. Irgendwie waren wir ja immer noch mit dem Rad unterwegs!
Schwer zu entscheiden, ab welcher Entfernung zum vermeintlichen Postenstandort man das Bike dann zurücklässt.Aufgrund der schwindenden Zeit und des zu bewältigenden Weges ließen wir als nächstes den „Königstein“ und einen zusatzpunktfreien Posten rechts liegen, obwohl er zum greifen nah erschien und begaben uns wieder in eine Abfahrt, auf der Kartenwege und Realität ein paar Jahre auseinanderlagen. Im Tal angekommen, ging es auf der andern Seite natürlich wieder hoch, dann durch die Ortschaft Leupoldishain, südlich im Waldgebiet lag idyllisch ein Naturtheater, felsige Stufen hinab eine Höhle, der „Kleine Kuhstall“ (Posten 24), der 4. von 5 Posten der „Großen Höhlentour“. Weitere 50 Extrapunkte lockten, aber wir hatten für mächtig viele, bergige Kilometer nur noch ein reichliche Stunde Zeit! Förm

lich im vorbeifahren sammelten wir noch einen Posten (21) ein, um uns anschließend wieder auf fehlenden Wegen im Wald zu verzetteln, nur damit wir nicht auf der Bundesstraße 172 rum eiern müssen und dann doch aus Versehen genau dort zu landen!
Nach einer langen schnellen Abfahrt ins nächste Tal quälten wir uns dann wieder hinauf, um ein paar Kilometer weiter, wieder oben den letzten Höhleneingang am „Cottaer Tunnel“ (Posten 1) zu entdecken und uns die insgesamt 150 Zusatzpunkte zu sichern.
Geschafft! Denkste! Jetzt noch in einer passablen Zeit das Ziel erreichen!
Eine nicht enden wollende Fahrt zum Ziel verlangte noch einmal die letzten Körner von uns ab. Eine ewige stetig leicht ansteigende Strecke u.a. durch Langenhennersd

orf, ein Ort so lang wie sein Name, wurde letzten Endes dann nochmal mit einer flotten Fahrt bergab nach Bahra ins Ziel belohnt.
Mit knapp 60 Kilometern und reichlich 1500 Höhenmetern sind wir 8 Minuten unter fünf Stunden und damit ohne Strafpunkte geblieben und bei einer Gesamtpunktzahl von glatt 300 Punkten auf dem 9. Platz von 18 Herrenteams eingefahren!
Die ersten gekühlten isotonischen Getränke im Ziel verdampften dann förmlich auf dem Weg in die Magengegend!
Bei leckerer Bratwurst und Kuchen fanden dann auch die ersten Analysen der einzelnen „Tourturen“ statt. Die meisten waren aber auch nur irgendwie glücklich wieder angekommen zu sein!
Wir waren auf unserer Route ja nur ansatzweise Richtung, geschweige denn „hinter“ die Autobahn gekommen. Was allerdings die optimale Strategie und z.B. im Team mit den beiden Jungs möglich gewesen wäre, ist mir bis heute noch nicht klar.
Mit Blick auf künftige Wettkämpfe und die nötige Motivation für die Jungs, war es sicher gut den gemeinsamen Start bei diesem Lauf nicht erzwungen zu haben.

Bleiben am Ende nur zwei Erkenntnisse: Pläne sind dazu da, sie über den Haufen zu werfen und „Nur große Wege fahren!“ 😉