Sonnenschein, sommerliche Temperaturen und viele nette Gleichgesinnte – eigentlich die besten Voraussetzungen für ein gelungenes Wochenende. Als einer von 600 Läuferinnen und Läufer war ich dieses Jahr in Breitenbrunn im Sportcentrum Rabenberg zum zweiten Saxoprint Sachsentrail am Start, das bedeutete Teilnehmerrekord. Dabei habe ich mich redlich bemüht, die Fahne des OL-Teams hochzuhalten.
Die äußeren Bedingungen waren gut, auch wenn die Sonne etwas übermotiviert schien. Das Sportcentrum Rabenberg bietet sich als Wettkampfzentrum für solche Veranstaltung mit seinen schicken Unterkünften und Sport- und Wellnessangeboten und den vielen Wegen im unmittelbaren Umfeld fast zwangsläufig an.
Strecken standen von 900 Metern (KidsTrail) bis zu 70 km (UltraTrail) zur Verfügung. Als (über)mutiger OLer, der den Ultralang-OL in Papstdorf ohne bleibende Schäden überstanden hat, habe ich mich für den Halftrail über 34 km mit 910 Höhenmetern entschieden. Nachdem der Wettkampfleiter im Briefing unmittelbar vor dem Start noch angekündigt hatte, dass wir ja nun größtenteils im Schatten liefen, legte sich meine anfängliche Besorgnis ein wenig. Pünktlich um 11.15 Uhr fiel der Startschuss. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ultraläufer bereits seit vier Stunden auf der Strecke und das Thermometer zeigte knackige 33° C (auch im Schatten).
Nach etwa 1,5 km leicht bergan stiegen wir in einen ca. vier Kilometer langen, ziemlich steilen MTB-Singletrail ein, der uns stetig bergab führte. Über Stock und Stein, durch aufgeschüttete Steilkurven und über Sprünge ging es zur ersten Verpflegungsstation. Mir ist nachwievor schleierhaft, wie man diese Strecke auf einem Fahrrad verletzungsfrei überstehen kann. Nach dieser kurzen Pause legte sich meine Vorfreude recht schnell, denn von nun an ging es für 15 (!) km stetig mehr oder weniger steil bergan zum zweiten Verpflegungspunkt. Auf diesem Streckenabschnitt dehnte sich das Feld, so dass ich recht schnell allein vor mich hinlaufen konnte. Hier machte sich auch eine Fehleinschätzung der Rennleitung deutlich bemerkbar, denn die Waldwege boten zur Mittagszeit nur sehr wenig Schatten. Zudem reflektierte der Waldboden die Hitze. Gepriesen seien die Hersteller von Trinkrucksäcken und ich war extrem froh, meine Trinkblase mit zwei Litern gefüllt zu haben. Bis etwa zum km 13 lief der Schweiß ungebremst. Danach hörte mein Körper einfach auf zu schwitzen, was schon recht irritierend sein kann. Vom Verpflegungspunkt 2 zum Punkt 3 verlief die Strecke fast ausschließlich auf der deutsch-tschechischen Grenze, die dort einen Graben mit einer etwa 20 cm breiten Sohle bildet und fast ausschließlich bergan führt. So hatte ich glücklicherweise eine Ausrede, um den größten Teil langsam vor mich hinzustolpern. Der Rest des Laufes ist recht schnell erzählt, weil ich mich einen einen Großteil nicht mehr richtig gut erinnern kann. Wir quälten uns bergauf und bergab über Waldwege, Trampelpfade und MTB-Singletrails, für die das Trailcenter Rabenberg bekannte ist, von Verpflegungsposten zu Verpflegungsposten. Bei angenehmeren Temperaturen hätte man diesen Teil durchaus genießen können.
An den Verpflegungsstellen wurden alle ausnahmslos ausgezeichnet in Empfang genommen und versorgt. Sowohl die Verpflegung als auch die Betreuer(innen) waren wirklich Spitzenklasse. Über Platzierungen und Zeiten will ich an dieser Stelle nicht sprechen. Das war mir letztlich auch nicht so wichtig. Wen es interessiert, wie schnell die Schnellsten und wie langsam die Ausdauerndsten waren, kann unter www.sachsentrail.de alle Ergebnislisten einsehen und sich die Finisher-Clips anschauen. Eine Warnung an dieser Stelle: Bei einigen erinnert der Zieleinlauf schon etwas an trashige Zombiefilme.
Alles in allem war es eine absolut gelungene Veranstaltung, was einem allerdings frühestens am Folgetag bewusst wird. Wer die Herausforderung sucht, ist beim Sachsentrail fantastisch aufgehoben. Alles ist vorzüglich organisiert. Und einmal nur zu laufen ohne auf die Karte achten zu müssen, und trotzdem in einer wunderschönen Gegend auf gelenkschonenden Wegen unterwegs zu sein ist ein Genuss. Wer Lust bekommen hat, der nächste Sachsentrail findet am ersten Juliwochenende 2016 statt… Wer einen Eindruck von der Strecke bekommen möchte, dem lege ich den Teaser unter https://www.youtube.com/watch?v=SHtIFW4-yW0 ans Herz.
Henning
Hut ab! Tolle Leistung, Henning!
Henning, tolle Leistung, lass das nicht deine Chefs lesen, sonst könnten die annehmen, du wärst nicht ausgelastet! Ich werde dir mal die alte OL-Karte vom Rabenberg geben, auf der ich und Dietmar als Jugendlicher wochenlang geschunden wurde, da musst du dann aus dem Kopf die gesamte Strecke reinzeichnen! Das ohne Karte laufen schöner sein soll, glaub ich aber nicht.
Der Artikel ist wieder eine literarische Kostbarkeit, Henning, wir könnten Dich zum OL-Team-Hauptjournalisten mit mindestens einer wöchentlichen Kolumne befördern.
Danke für die Blumen, Harry.´Ohne Karte zu laufen ist natürlich NICHT schöner, einfach zur anders. Wir sehen uns am Donnerstag! Sport frei.